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Predigt zum 4. Sonntag nach Trinitatis 2020

Hören und lesen Sie die Predigt von Pfarrer Christian Noeske zum 4. Sonntag nach Trinitatis 2020:

 Predigt zum 4. Sonntag nach Trinitatis 2020 (Pfarrer Christian Noeske)

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Predigt zum 4. Sonntag nach Trinitatis 5. Juli 2020 (Pfarrer Christian Noeske)

Eigentlich sollte das unter Geschwistern nicht passieren:

Aber dieser eine Bruder hat die anderen so genervt!

Nicht nur dass er der Liebling des Vaters war - er hat es die anderen Geschwister bei jeder Gelegenheit spüren lassen:

Ich bin etwas Besseres als ihr!

Und so schmieden die Brüder einen perfiden Plan:

Sie locken ihn in eine Falle, überwältigen ihn und werfen ihn in ein tiefes Loch.

Um ein Haar wäre er dort elendiglich zu Grunde gegangen.

Aber die Geschwister besinnen sich und der Träumer-Bruder, wird, statt dass er sterben muss, als Sklave in die Fremde verkauft.

Wir wissen, wie die Geschichte weitergeht – Josefs Weg geht aus dem Gefängnis in den Königspalast, vom Mister Nobody zur rechten Hand des Regenten:

Ein traumhafter Aufstieg!

Er hätte ganz anders umspringen können mit seinen Brüdern als sie sich nach vielen Jahren wiederbegegnen und die Brüder ihn nicht wiedererkennen. Sie sind gekommen um Korn aus Ägypten mitzunehmen, da in ihrem Land das Getreide knapp geworden ist. Und so begegnen sie dem eigenen Bruder wieder, der zum wichtigen Minister aufgestiegen ist.

Er hätte ganz anders mit ihnen umspringen können, aber er „tröste sie und redete freundlich mit ihnen“

So hörten wir es eben in der Schriftlesung.

Bereit sein zur Vergebung

Nicht mit gleicher Münze heimzahlen

Bereit zu sein, auf den anderen zuzugehen

dazu ermutigt der Apostel Paulus die Mitchristinnen und Mitchristen seiner Zeit und uns hier und heute.

Hören wir auf einen Bibeltext aus dem Römerbrief im 12. Kapitel:

„Vergeltet niemandem Böses mit Bösem.
Seid auf Gutes bedacht gegenüber jedermann.

Ist's möglich, soviel an euch liegt, so habt mit allen Menschen Frieden.

Rächt euch nicht selbst, meine Lieben, sondern gebt Raum dem Zorn Gottes;
denn es steht geschrieben »Die Rache ist mein; ich will vergelten, spricht der Herr.«

Vielmehr, »wenn deinen Feind hungert, so gib ihm zu essen; dürstet ihn, so gib ihm zu trinken. Wenn du das tust, so wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln«

Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“
(Römerbrief 12, 17-21)

Was uns hier ans Herz gelegt wird, kommt aus einem Brief in der Bibel,
der ganz bewusst an den Anfang der Briefe im Neuen Testament gestellt wurde.

Denn in diesem Brief entfaltet der Apostel die Grundlagen des Glaubens.

Und dem Apostel ist es wichtig, dass Glauben mehr ist als ein inneres Überzeugt Sein
als „Frieden im Herzen“, als ein Gefühl tief im Inneren.

Es ist ihm wichtig, dass Glauben in die Tat mündet,
dass Glauben praktisch wird und nicht nur tief im Inneren „passiert“

„Verändert euch durch Erneuerung eures Sinnes“

ruft er den Christen in Rom damals und auch uns zu
und auch die Richtung der Veränderung,
die Richtung, in die wir uns neu bewegen sollen:

„Seid auf Gutes bedacht gegenüber jedermann“

Ich höre das für mich selber und kann dem gut zustimmen.

Und weiß gleichzeitig, es ist nicht immer einfach,
weil mein Gegenüber es mir nicht immer einfach macht.

Und so gibt es doch Menschen, an denen ich mich immer wieder mal stoße,
wo sich innerlich etwas zusammenkrampft.

Vielleicht hat mich jemand mal verletzt oder mich links liegen gelassen.

Ich denke, die Aufforderung des Apostels:

Lass dich nicht vom Bösen überwinden
sondern überwinde das Böse mit Gutem

Das ist auch ein guter Selbstschutz.

Denn wenn ich mich vergrabe in mein Beleidigt-Sein,
wenn ich meine negativen Gefühle immer hege und pflege,
ich tue mir selber nichts Gutes.

Manchmal ist es besser, nach dem Sprichwort vorzugehen:
„Selig ist, wer vergisst, was nun mal nicht zu ändern ist“

Die Ermahnung, Frieden zu suchen, auf Gutes bedacht zu sein
und Böses mit Gutem zu überwinden, das gibt eine gute Richtung vor.

Gut zu wissen, dass Gottes Geist in uns wirksam ist
und wir können und sollen uns dem Geist Gottes öffnen,
dass die heilige Geistkraft uns so verändert,
dass wir mehr und mehr fähig werden,
den guten Weg einzuschlagen.

So ist es gut, dass wir uns zusammenfinden als Christinnen und Christen,
dass wir gemeinsam die Bibel lesen,
dass wir gemeinsam beten,
um uns gegenseitig zu stärken auf diesem Weg.

Und dass wir uns Projekte vornehmen, wo wir unserem Auftrag folgen.

Jesus erzählt in einem Gleichnis von Menschen in Not,
Menschen, die krank sind,
oder einsam
im Gefängnis
oder ohne Kleidung und Nahrung.

Und sagt dann: Alles, was ihr an ihnen getan habt, das habt ihr mir getan.

„In jedem Menschen Jesus sehen“ heißt es einmal in einer Liedzeile.

Das ist ein hohes Ziel, und wir müssen das herunterbrechen in unseren Alltag hinein.

Dennoch wollen wir das heute morgen gerne hören und mitnehmen
hinein in die Woche, die vor uns liegt:

„Seid auf Gutes bedacht gegenüber jedermann!“

Überwinde das Böse bei dir selber mit Gutem und leiste deinen Beitrag, den Beitrag der dir möglich ist, dass Frieden und Gerechtigkeit wachsen kann.

Und dabei sind wir uns bewusst, dass Frieden im Kleinen beginnt.

Und dass wir nicht die ganze Welt retten müssen, sondern an unserem Platz, da wo wir sind und stehen, das uns mögliche tun sollen.

Der jüdische Talmud sagt: Wer einen Menschen rettet, rettet die ganze Welt.

Gutes tun und mit anderen zu teilen vergesst nicht – denn solche Opfer gefallen Gott

heißt es einmal im Hebräerbrief in der Bibel.

Wir werden heute morgen ermutigt und herausgefordert, weiter mutig Schritte auf diesem Weg zu gehen.

„Seid auf Gutes bedacht gegenüber jedermann!“

„Habt mit allen Menschen Frieden!“

„Lass dich nicht vom Bösen überwinde – sondern überwinde das Böse mit Gutem!“

Und der Friede Gottes, der höher ist als all unser Denken bewahre unsere Herzen in Christus Jesus

Amen

 

 

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