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Predigt zum Pfingstsonntag

Hören und lesen Sie die Predigt von Pfarrer Christian Noeske zum Pfingstsonntag 2020:

 Predigt zum Pfingstsonntag 2020 (Pfarrer Christian Noeske)

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Predigt zum Pfingstsonntag 31. Mai 2020 (Pfarrer Christian Noeske)

Wir hören auf den Predigttext aus der Apostelgeschichte im 2. Kapitel

Die Erzählung vom ersten Pfingsten in Jerusalem:

Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle beieinander an einem Ort.

Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Sturm und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen.

Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt und wie von Feuer,
und setzten sich auf einen jeden von ihnen,

und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen zu reden eingab.

Es wohnten aber in Jerusalem Juden, die waren gottesfürchtige Männer aus allen Völkern unter dem Himmel

Als nun dieses Brausen geschah, kam die Menge zusammen und wurde verstört, denn ein jeder hörte sie in seiner eigenen Sprache reden.

Sie entsetzten sich aber, verwunderten sich und sprachen: Siehe, sind nicht diese alle, die da reden, Galiläer?

Wie hören wir sie denn ein jeder in seiner Muttersprache?

Parther und Meder und Elamiter
und die da wohnen in Mesopotamien,
Judäa und Kappadozien,
Pontus und der Provinz Asia,

Phrygien und Pamphylien,
Ägypten
und der Gegend von Kyrene in Libyen

und Römer, die bei uns wohnen,

Juden und Proselyten,
Kreter und Araber:

Wir hören sie in unsern Sprachen die großen Taten Gottes verkünden.

Sie entsetzten sich aber alle und waren ratlos und sprachen einer zu dem andern:

Was will das werden?

Andere aber hatten ihren Spott und sprachen: Sie sind voll süßen Weins.

Da trat Petrus auf mit den Elf, erhob seine Stimme und redete zu ihnen: Ihr Juden, und alle, die ihr in Jerusalem wohnt, das sei euch kundgetan, vernehmt meine Worte!

Denn diese sind nicht betrunken, wie ihr meint, ist es doch erst die dritte Stunde des Tages;

sondern das ist's, was durch den Propheten Joel gesagt worden ist (Joel 3,1-5): 17

»Und es soll geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, da will ich ausgießen von meinem Geist auf alles Fleisch;

und eure Söhne und eure Töchter sollen weissagen,
und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen,
und eure Alten sollen Träume haben;
und auf meine Knechte und auf meine Mägde will ich in jenen Tagen von meinem Geist ausgießen,
und sie sollen weissagen.

Und ich will Wunder tun oben am Himmel und Zeichen unten auf Erden, Blut und Feuer und Rauchdampf;

die Sonne soll in Finsternis verwandelt werden
und der Mond in Blut,
ehe der große und herrliche Tag des Herrn kommt.

Und es soll geschehen: Wer den Namen des Herrn anrufen wird, der soll gerettet werden.«
(Apostelgeschichte 2, 1-21)

„Sie entsetzten sich aber alle und waren ratlos und sprachen einer zu dem andern: Was will das werden?“

Es ist Pfingsten, 50 Tage nach Ostern schon, gefühlt noch viel länger.

Denn hinter uns liegen nun schon weit mehr als 50 Tage im Lockdown,
in dem strenge Kontaktverbote
und viele andere Einschränkungen gelten.

Einige Lockerungen hat es schon gegeben.

Unter Auflagen dürfen wieder Gottesdienste gefeiert werden. so wie heute, mit Abstand und beschränkter Teilnehmerzahl.

Und in der Woche nach Pfingsten wird es weitere Lockerungen geben, überall unterschiedlich und so unübersichtlich, dass man sich besser kundig macht, sollte man nach Wochen der Isolation etwa ein anderes Bundesland besuchen wollen.

Viele sind entsetzt über eine allzu forsche Rückkehr zur Normalität. Andere empören sich, weil es ihnen nicht schnell genug geht. Gemeinsam haben wir nur noch eines: Wir sind ratlos. „Was will das werden?“

In Jerusalem versammelt sich zu Pfingsten eine Gruppe von Menschen:

Sie müssen sich nicht um eine Begrenzung der Teilnehmerzahl kümmern, im Gegenteil, sie sind ja froh, dass überhaupt noch welche von ihnen übrig und an diesem Ort versammelt sind.

Im Haus und dort auch noch im Obergeschoss mit der niedrigen Decke und alle Türen fest verschlossen.

Die Luft drinnen wird entsprechend gewesen sein.

Menschen, die atmen und sprechen und vielleicht sogar singen, in einem geschlossenen Raum, ohne ausreichend Abstand.

Auch ohne die Angst vor Ansteckung ist das schon bedrückend genug,
so eng und dumpf und stickig fühlt es sich an.

„Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel, wie von einem gewaltigen Sturm und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen.“

Sie haben den Wind schon hören können, wie er die Treppe hinaufsauste und sich mit der Tür in den Raum im Obergeschoss warf,
sie haben sein Brausen gehört und das Schlagen der Tür.

Er war auf ihrem Gesicht, auf der Stirn und in ihren Haaren, kühl, als käme er vom Meer und so dass man ihn bis tief in die Lungen einatmen möchte, diesen Wind.

Wie ein tiefer Atemzug an einem offenen Fenster, morgens, wenn der Tag noch vor einem liegt und sich das Leben nach Anfang anfühlt.

Sie dachten doch, jetzt sei alles zu Ende.

Sie hatten sich eingerichtet damit. Und plötzlich kam dieser brausende Anfang.

Und wo gerade noch ein Wind ihre Stirnen gekühlt hatte, wurde es plötzlich heiß und hell und es stieg ihnen rot in die Wangen.

„Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt und wie von Feuer, und setzten sich auf einen jeden von ihnen“.

Wenn ich an Pfingsten denke, freue ich mich daran, dass Menschen „Feuer und Flamme“ sind für ihren Glauben

dass Predigt so zündend sein kann, dass Menschen ihr Leben bedenken und sich neu zu Gott wenden

dass Gottesdienste so gefeiert werden, dass Menschen gerne dabei sind und etwas mitnehmen für ihr Leben

dass Menschen „Feuer und Flamme“ sind für ihren Glauben, dass sie nicht nur fromm reden, sondern sich bewegen lassen und tun, was nötig ist...

Das Not – wendige -.... das Not – wendende tun....

Nicht nur viel reden - sondern tun!.

wie oft sind wir nicht nur Kirche des Wortes ... sondern Kirche der vielen Wörter...
Und oft zu wenig: Kirche der Tat

Gutes tun – Anpacken, wo es nötig ist – sich engagieren.... Werkzeug für Gottes Frieden sein...

Weil wir das kapiert haben: „Was ihr an einem meiner geringsten Brüder und Schwestern getan habt, das habt ihr mir getan“ das bedeutet auch: Feuer und Flamme zu sein für das Tun des Gerechten, für die Tat!

In Jerusalem konnten sie plötzlich in allen Sprachen von Gottes großen Taten erzählen.

Und die tut Gott meistens an den Armen und Schwachen, an den Hilflosen und Unterdrückten. Davon gibt es genug, auch bei uns.

Ich denke an die Kinder, die die letzten Wochen weitgehend vor dem Fernseher verbracht haben, ohne Ansprache und Förderung in Kitas und Schulen. An die Menschen, die aus ihren ohnehin unsicheren und schlecht bezahlten Arbeitsverhältnissen herausgeflogen sind oder sich nach der Arbeit im Schlachthof in der Sammelunterkunft angesteckt haben.

Die Armen und Schwachen kommen aus anderen Milieus als wir. Sie leben woanders auf der Welt, sie sprechen andere Sprachen.
Aber sie sind keine Fremden, sondern unsere Nächsten.

Der Geist von Pfingsten verbindet uns mit ihnen allen.
Er macht uns die Stirn kühl, damit wir erkennen, was falsch läuft in unserer Welt. Und er macht uns das Herz heiß und die Wangen rot. Damit wir handeln.

Amen.

(Predigt in Anlehnung an eine Predigt zum Pfingstsonntag 2020 von Pfarrerin Kathrin Oxen, Berlin)

 

 

 

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